Lieferantenrechnungen aus der Inflationszeit
Lieferantenrechnungen für die Spenglerei Josef Kanzler, Mautern, aus der Inflationszeit nach dem Ersten Weltkrieg. 1919 und 1921. Papier. Leihgeber: Josef Hadrbolec
Zwei Rechnungen aus dem Geschäftsverkehr des Geschirrhandels und der Spenglerei der Familie der Gattin des Leihgebers geben beredtes Zeugnis für die Dramatik des Werteverfalls der Österreichischen Kronen-Währung nach dem Ersten Weltkrieg – aber auch für die fortgesetzte Vernetzung des zentraleuropäischen Wirtschaftsraumes.
So findet sich auf einer Rechnung der Metall- und Eisenwarenfabrik „Münzerhütte“ aus Aussig an der Elbe (Ústi nad Labem, damalige Tschechoslowakei, heute Republik Tschechien) für die Lieferung von Eimern, Schaffeln und Töpfen im Jahr 1919, ein aus heutiger Perspektive sagenhafter Preisaufschlag von 450 Prozent. 1921, auf einer Rechnung der „Titania-Werke“ Wels, für die Lieferung von Eimern und Spülschaffeln, werden bereits 520 Prozent auf die ursprünglich ausgepreisten Werte aufgeschlagen! Zudem wurde vermerkt, dass diese Preise nur ihre Gültigkeit behielten, sollte die Rechnung binnen acht Tagen zur Anweisung gebracht werden.
Die Inflation nach dem Ersten Weltkrieg weitete sich in der Ersten Republik bis 1922 zu einer rasanten Hyperinflation aus. Zuletzt stiegen die Preise monatlich um 50 Prozent, die Lebenshaltungskosten waren bis Sommer 1922 auf das 14.000-fache der Vorkriegszeit gestiegen und alle Ersparnisse komplett entwertet. Erst eine Anleihe beim Völkerbund und die Einführung des Schillings am 1. März 1925 konnte die Hyperinflation stoppen: 10.000 Kronenwurden gegen 1 Schilling umgetauscht.