Buch von Ernst Karl Winter, Rudolf IV. von Österreich
Ernst Karl Winter, Rudolf IV. von Österreich. 2 Bde., Wien 1934-1936. Leihgeber aus Buchberg, Gemeinde Reinsberg
Ein Mahner in der Ersten Republik: Ernst Karl Winter
Dieses Werk über (Erz-)Herzog Rudolf IV., den Stifter (1339-1365), ist nicht nur wegen seines Inhaltes von Interesse für das „Haus der Geschichte Niederösterreich“ (HGNÖ), sondern insbesondere wegen des Autors, Ernst Karl Winter (1895-1959). Schon die Zusatzinformation, die der Teilnehmer an der Sammelaktion für das HGNÖ zu diesem Buch mitteilte, gibt erste Hinweise auf die Rolle, die Winter während der Ersten Republik spielte: so wäre das der Sammelaktion angebotene Buch eines der wenigen Exemplare einer Auflage, die nicht von den Nationalsozialisten nach dem „Anschluss“ Österreichs 1938 vernichtet worden wäre.
Sofort nach dem „Anschluss“ 1938 begann in Österreich die Repression gegen jene Menschen, die von den Nationalsozialisten als „gemeinschaftsfremd“ verfolgt wurden. Als allererstes betraf dies Jüdinnen und Juden und politische Gegner/-innen – so auch die Repräsentanten des gestürzten autoritären „Ständestaates“. Der Historiker und Soziologe Ernst Karl Winter war einer von Letzteren – zwischen 1934 und 1936 als Dritter Vizebürgermeister in Wien. Der tief katholische Winter war allerdings einer der wenigen Konservativen, die sich explizit um eine Aussöhnung zwischen dem christlichsozialen und dem sozialdemokratischen Lager bemühten, um gemeinsam gegen die aufstrebenden Nationalsozialisten vorzugehen. Sein Motto lautete „rechts stehen und links denken“. Winter blieb ungehört – im Februar 1934 zerschlug das Dollfuß-Regime mit brutaler Gewalt die österreichische Sozialdemokratie, um 1938 selber vom nationalsozialistischen Deutschen Reich gestürzt zu werden. Ernst Karl Winter floh in letzter Minute vor den Nationalsozialisten und lebte mit seiner Familie bis 1955 in den USA.